Warum hast Du Angst vor E-Autos? Stadtteilauto klärt über die E-Mobilität auf

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Man sieht sie aktuell sehr viele mehr auf den Straßen: E-Autos in unterschiedlichsten Ausführungen. Von Volkswagen, über Renault, Tesla, BYD oder vielen anderen Herstellern.

Doch noch immer wirken diese für viele wie ein neues, fremdes Kapitel in der Welt des Fahrens. Manchmal scheint es, als hätten die Menschen Angst vor den Fahrzeugen mit den Elektroantrieben!

Doch warum ist das so? Und welche Rolle spielen dabei die Autohersteller und die Anbieter der Ladesäulen?

E-Mobilität zum Anfassen - ein Osnabrücker Beispiel

Am 3. Juli fand in Osnabrück eine Infoveranstaltung vom lokalen Carsharing-Anbieter „Stadtteilauto“ statt. Interessierte konnten hier E-Autos Probe fahren, selbst ausprobieren, wie das Laden funktioniert, oder einfach Fragen loswerden. Ein tolles Angebot, denn oft fehlt genau diese Gelegenheit, um die ersten Berührungsängste abzubauen. Und dabei hat eine Studie aus dem Jahr 2022 von Sixt herausgefunden, dass bei 55% der Carsharing Nutzenden Elektro die liebste Antriebsart sei. Außerdem wollen der Studie zufolge 1/3 aller Menschen zumindest mal gerne ein Elektroauto ausprobieren.

Selbst bei Menschen, die ihre Führerscheinprüfung vor wenigen Jahren bestanden haben, waren Elektroautos noch kein Thema. Niemand hat einem beigebracht, wie Elektroautos funktionieren. Wie auch? In der Fahrschule war das Thema kein Bestandteil. Für ältere Generationen gilt das umso mehr. Nur die Menschen, die gerade ihren Führerschein machen, kommen beim Fahren auf der Straße, und möglicherweise während ihrer Fahrausbildung mit Elektrofahrzeugen in Berührung.

Die Rolle der Fahrschule

Einige Fahrschulen haben begonnen, Elektroautos in ihren Fuhrpark aufzunehmen, damit Erfahrungen gesammelt werden können in der Handhabung von E-Autos. Das ist jedoch noch nicht bei allen Fahrschulen der Fall, sodass viele ihren Führerschein frisch in der Tasche haben, und trotzdem nicht wissen, wie man ein Elektroauto lädt oder fährt.

Angenommen jemand würde seine Fahrausbildung komplett in einem E-Auto absolvieren, spielt noch eine andere Thematik mit rein: da alle E-Autos Automatikgetriebe haben, würde einem dies nur das Fahren eines Automatik-Fahrzeuges erlauben. Für die Flexibilität nicht unbedingt die Beste Idee, die einen vielleicht sogar abschreckt.

Das Integrieren eines E-Autos kann aber durchaus gut in Fahrschulen ankommen. Wie Fahrschülerin Viktoria in einem Artikel von Deutschlandnetz beschreibt: "E-Auto fahren fühlt sich an wie im Raumschiff schweben. [...] Es ist entspannter als in anderen Autos." Und auch die Fahrlehrerin Stefanie Sonnenschein beschreibt entspanntere Fahrstunden, durch das Ausbleiben von abwürgenden Motoren an Ampeln oder anderen vergleichbaren Start-Situationen.

Stellen wir uns vor: Du hast gerade deinen Führerschein in der Tasche, kein eigenes Auto, also entscheidest du dich für die Option Carsharing. Würdest du dich für die erste Fahrt alleine für ein E-Auto entscheiden? Wahrscheinlich eher nicht, wenn du keine Kenntnis hast, wie man dieses lädt oder von der Ladestation befreit.

Automatik? Ja. Laden? Hm.

Das Fahren selbst ist dabei selten das Problem: E-Autos sind dank Automatikgetriebe einfach zu fahren. Aufs Gaspedal, und los. Die Herausforderung ist meist die große Thematik des Ladens: Wie ziehe ich das Kabel aus der Ladesäule? Wie wieder aus dem Auto? Während des Ladevorgangs ist das Kabel nämlich verriegelt, das wissen viele nicht.

Swantje Amelung, Organisatorin der Infoveranstaltung von Stadtteilauto, sagt dazu:

Entweder haben sie schon am Anfang Probleme und treten die Fahrt dann erst gar nicht an. Oder sie können es nicht anstecken. Entweder lassen sie [das Auto] dann einfach so [uneingestöpselt], was nicht gut ist. Oder sie nutzen dann unseren Service und dann klappt das eigentlich auch.“

Auch die Vielfalt der Ladesäulen macht den Einstieg schwer. Undine Völckers, die für Stadtteilauto die Anleitungen für die Ladestationen und die Elektrofahrzeuge erstellt, erklärt:

Ich hab 'ne Aufstellung gemacht: es gibt im Umkreis von Osnabrück so 16 verschiedene Ladesäulen. Die sind nicht so unterschiedlich, aber doch so unterschiedlich, dass man dann wieder einzelne Bilder braucht teilweise, oder so 'nen bisschen Anleitung, weil es halt von der Reihenfolge einmal unterschiedlich ist und dann eben vom Aussehen.“ 

Was immerhin hilft: Seit 2013 gibt es einen einheitlichen Steckertyp: den Mennekes-Stecker. Sonst wäre das Chaos noch größer, erklärt sie.

Aber auch Reichweite der Autos oder andere Kleinigkeiten, mit denen man sonst noch nie in Berührung gekommen ist, spielen eine Rolle bei den Unsicherheiten, von denen Nutzende von E-Autos berichten, weiß Amelung aus ihrer Erfahrung am Servicetelefon.

E-Autos testen

"Von unseren älteren Kunden mieten einige dauerhaft die verschiedenen E-Fahrzeuge, weil die Interesse daran haben, sich selber ein Elektrofahrzeug zu kaufen, aber sich noch unschlüssig sind welches", berichtet sie. Dann werden die unterschiedlichen Elektrofahrzeuge alle durchgetestet und teilweise sogar für wirklich lange Strecken genutzt um die PKWs wirklich zu testen.

"Das ist nicht unbedingt dass, was wir erreichen wollen, weil wir ja eigentlich vom privat PKW zu uns, zum Carsharing [wollen]", erklärt Amelung. Aber auch auf solche Kunden möchte Stadtteilauto nicht verzichten. Auch wenn sie nur für eine begrenzte Zeit das Angebot nutzen.


Fazit: Warum also Angst?

Um die Frage der Überschrift zu beantworten: Warum hat man Angst vor E-Autos? Warum sind sie gruselig? Sie sind es eigentlich nicht. Die größte Hürde sind die vielen Unterschiede bei den notwendigen Benutzungsschritten und die Angst etwas falsch zu machen, was in vielerlei Hinsicht der fehlenden Aufklärung, den Autoherstellern und Ladestationenanbietern geschuldet ist. Denn anders als bei Verbrennern, kann man bei Elektro PKWs nicht sagen: Kann man eines bedienen, kann man dies bei allen problemlos. Das Laden und an- und abstöpseln unterscheidet sich zu sehr von Auto zu Auto und Ladestation zu Ladestation.

Hier sind die Auto- und Ladestationenhersteller gefragt es den Menschen leichter zu machen. Aber auch Informationsangebote wie Anleitungen mit Bildern und Events wie das in Osnabrück sind eine tolle Hilfestellung. Zu wissen, dass Menschen da sind wenn man Fragen hat, wie die Menschen von Stadtteilauto, ist eine große Erleichterung. Es nimmt einem nicht die ganze Angst, es ist aber ein guter Schritt, der es einem ermöglicht selbstbewusster den Schritt ans und ins E-Auto zu machen.

Und wer sich einmal traut, ein E-Auto zu fahren, merkt schnell: Es macht Spaß. Die schnelle Beschleunigung ist genial und das lautlose Gleiten über die Straßen hat tatsächlich fast etwas von einem Raumschiff. Es lohnt sich also, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Und Fragen zu stellen: das ist absolut keine Schande.




Was ist Carsharing?

Carsharing ermöglicht es Fahrer:innen, ein Fahrzeug gemeinsam zu nutzen und ist eine der Säulen für nachhaltige Mobilität in der Stadt. […] Die Autos sind in der Stadt in einem definierten Geschäftsbereich verteilt und können jederzeit spontan und flexibel angemietet und wieder abgestellt werden.“ - Zitat von Share Now


Quellen:

- https://emobilitaetblog.de/elektroautos-fahrschule/
- https://www.share-now.com/de/en/car-sharing-advantages/
- https://www.deutschlandnetz.de/fahrstunde-im-e-auto-wie-im-raumschiff-schweben
- https://www.stadtteilauto.info/service/elektrofahrzeuge
- https://www.stadtteilauto.info/service/kurzanleitungen-ladesaeulen
- Stadtteilauto Event, 3. Juli 2025, Osnabrück

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